Audiologische Versorgung verändert jährlich 22’000 Leben 

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Kambodscha trägt noch immer die Spuren des Khmer-Rouge-Regimes, das 1979 beendet wurde. Nach Angaben der UNO ist das südostasiatische Land eines der ärmsten der Welt. Daher überrascht es nicht, dass das Gesundheitssystem vor allem in den ländlichen Regionen stark unterversorgt ist. Es gibt nur 0,2 Ärzte pro 1’000 Einwohner. 

Das kambodschanische Gesundheitswesen ist stark von der Entwicklungshilfe abhängig, die in erster Linie zur Bekämpfung von HIV, Tuberkulose und Malaria eingesetzt wird. Obwohl chronische Mittelohrerkrankungen ein grosses Problem für die öffentliche Gesundheit in Kambodscha darstellen, gibt es kein staatlich gefördertes Ausbildungsprogramm für Audiologen, von denen es laut WHO weniger als einen pro Million Einwohner gibt. Wie überall kann Hörverlust in Kambodscha viele Ursachen haben. Zu den häufigsten gehören jedoch falsch behandelte Mittelohrentzündungen, überdosierte Malariamedikamente und akustische Traumata durch Landminen, sowie angeborener Hörverlust gehören zu den häufigsten Ursachen. 

1 / 3 Der elfjährige Sovanli hat eine schwere Mittelohrentzündung, die medizinisch behandelt wird
2 / 3 Chorlyna Hörverlust entstand durch eine Meningitis. Mit einer Spielaudiometrie wird der Grad ihres Hörverlusts bestimmt.
3 / 3 Als einer der wenigen Kliniken für Audiologie, ist die Klinik immer sehr stark ausgelastet.

Audiologische Versorgung in einem Land ohne Audiologen 

Doch es gibt noch Hoffnung. Seit etwa zwölf Jahren setzt sich die Organisation All Ears Cambodia für die Verbesserung der Hörgesundheit der ärmsten Einwohner Kambodschas ein. Dieses Projekt begann 2003 als Ein-Mann-Klinik unter der Leitung von Glyn Vaughan aus England und hat sich seitdem zu einem Netzwerk von vier Kliniken mit 28 Mitarbeitern entwickelt. Neben der Arbeit in den Kliniken führt das Team auch mobile Einsätze durch, um Menschen in abgelegenen Gebieten die medizinische Grundversorgung zu ermöglichen. Zudem betreibt All Ears Cambodia ein zweijähriges Ausbildungsprogramm für medizinische Fachkräfte. Der Unterricht umfasst praktische Schulungen unter Anleitung erfahrener Fachkräfte am Vormittag und theoretische Vorlesungen am Nachmittag. 

Patienten, die in Armut leben, erhalten in den Kliniken eine kostenlose Behandlung. Freiwillige Spenden für medizinische Materialien helfen dabei, weitere bedürftige Patienten zu unterstützen. Der kambodschanische Staat nutzt ein Gutscheinsystem, um den Bedarf von Patienten zu bewerten. 

Prävention im Fokus 

Die Hear the World Foundation unterstützt das Projekt seit 2010 mit finanziellen Mitteln, Hörgeräten, Batterien und fachlicher Expertise vor Ort. 

Ein wichtiger Schwerpunkt ist die Präventionsarbeit, denn chronische Mittelohrentzündungen sind in Kambodscha ein weit verbreitetes Problem. Diese Infektionen bleiben oft jahrelang unbehandelt und führen dazu, dass sich das Trommelfell entzündet, bis es durchbricht, was zu Hörverlust führt. Trotzdem wissen viele Menschen nicht, wie diese Infektion entsteht. Die Verbesserung der Situation und die Verbreitung von Informationen durch Workshops, Poster und leicht verständliche Broschüren sind wichtige Elemente. Zusätzlich verteilt die Organisation Schutzstöpsel für Kinder mit beschädigtem Trommelfell. Ohne diesen Schutz kann beim Schwimmen Wasser ins Mittelohr gelangen, was zu weiteren Infektionen und letztendlich zu Hörverlust führt. 

Seit August 2015 finanziert Hear the World ein Labor in der Klinik in Siem Reap, in dem mit modernster Technologie Ohrstöpsel und Ohrpassstücke für Hörgeräte gefertigt werden. 

„In unserem neuen Labor stellen wir jährlich rund 2’800 Ohrpassstücke und Schutzvorrichtungen her, um das Gehör vor Wasser und Lärm zu schützen.  

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