Home > Blog > Kenia: Bewegt und bewegend
Volunteering

Kenia: Bewegt und bewegend

01. Oktober 2020

Bewegt und bewegend - meine Woche in Kenia

Von Sonova Volunteer Yovina Khiroya, klinische Audiologin und regionale Verkaufsleiterin bei Phonak GB

Im Februar 2020 reiste ein Team von sieben Sonova-Volunteers nach Kenia, um die Arbeit der Hear the World Foundation zu unterstützen! Da es mir am Herzen liegt, anderen zu helfen, war ich begeistert von der Idee, mit diesem Team von Hörprofis das Hörfrüherkennungs- und Interventionsprogramm des Krankenhauses von Kijabe zu unterstützen. Unser gemeinsames Ziel: die Lebensqualität von Kindern mit Hörverlust zu verbessern.
Los ging es am 10. Februar 2020  –  und diese Woche sollte ganz schön turbulent werden! Nachdem wir nachts in Nairobi gelandet waren, machte sich unser Team von #HearKenia schon in der Morgendämmerung auf den Weg nach Kijabe. Theoretisch dauert die Fahrt eine Stunde, doch dank der kenianischen Straßen- und Verkehrsverhältnisse wurde daraus eine dreistündige Reise.
Kijabe ist ein Bergdorf etwa 45 km nördlich von Nairobi. Unser Ziel dort war das AIC Kijabe Hospital,. Im Jahr 2017 berichtete die Weltgesundheitsorganisation, dass Kenianer stärker von Hörverlust betroffen sind als der weltweite Durchschnitt von fünf Prozent. Dies hat auch einen massiven Einfluss auf die Bildungschancen von Kindern in Kenia: Kaum ein Schüler mit Hörverlust absolviert einen Schulabschluss.
Die Hear the World Foundation unterstützt die Audiologie-Abteilung des Kijabe Hospitals seit zwei Jahren. Wir waren nun das erste Team, das die Klinik besuchen konnte. Eines unserer Ziele war es, die beiden Audiologen Elizabeth und Jonathan persönlich fortzubilden, bei der Bevölkerung Hörscreenings durchzuführen und das Bewusstsein für Hörgesundheit zu schärfen.
 
Das #HearKenya-Team bestand aus sieben Mitgliedern, ausser mir waren das Laura Meng, Ora Buerkli, Sylvester Feijoo, Barbara Muench, Jasmine Opoku-Ware und unser Fotograf Christoph Höhmann. Kaum in Kijabe angekommen, legten wir los – es gab viel zu tun. Unser Einsatz in Kenia war auf der Facebook-Seite des AIC Kijabe Hospitals beworben worden – sie hat mehr als 21 000 Fans! Deshalb waren von weit her Patienten gekommen, um sich untersuchen zu lassen – manche reisten sogar aus Mombasa an und nahmen dafür eine Anfahrtszeit von neun Stunden in Kauf.
Als wir die audiologische Abteilung betraten, war uns sofort klar, dass wir mit äusserst begrenzten Ressourcen auskommen mussten: Es fehlte zum Beispiel an schalldämmendem und kalibriertem Equipment. Sowohl die visuelle Verstärkungsaudiometrie als auch die REM-Geräte erwiesen sich als nicht wirklich leistungsfähig. Glücklicherweise war die Hear the World Foundation gut vorbereitet und spendete eine Vielzahl an Geräten, darunter Tympanometer sowie OAE- und ABR-Testinstrumente. Damit Jonathan und Elizabeth wissen, wie man mit dem Equipment arbeitet, schulten Sylvester und Barbara die beiden direkt an den Geräten.
Jasmine arbeitete die Woche über meistens mit Jonathan. Sie machte ihn mit verschiedenen diagnostischen Audiometrieverfahren vertraut, betreute aber auch die erwachsenen Patienten. Ora und ich vertieften mit Elizabeth pädiatrische Test- und Anpassungstechniken und untersuchten gleichzeitig die Kinder. Da es in Kenia kein Ausbildungsprogramm für Audiologen gibt, sind Jonathan und Elizabeth grösstenteils Autodidakten. Dank der Hear the World Foundation hatte Elizabeth im August 2019 an einem Ausbildungsprogramm in Pädaudiologie in Lübeck, Deutschland, teilgenommen.
Es war also eine ziemlich intensive Schulungswoche. Jonathan und Elizabeth sind dabei sehr wissbegierig und immer offen für konstruktives Feedback. Neben dem  Schulungsprogramm versorgten wir in den fünf Tagen, die wir im AIC Kijabe Hospital verbrachten, mehr als zweihundert Patienten in zwei Klinikräumen. Für einige davon lenkte diese Versorgung ihr Leben in neue Bahnen, zum Beispiel für die kleine Grace: Sie erhielt ihr allererstes Hörgerät. Es wird etwas dauern, bis sie sich an diese neue Welt voller Klänge gewöhnt hat, aber bald wird sie ihr Hörgerät mit Freude tragen – und ihre Sprechfertigkeit verbessern, da bin ich mir sicher!

 
Die Zeit in Kenia war eine Herausforderung, aber unglaublich bereichernd. Auch nach dieser Woche wird Hear the World alle Projekte weiterhin langfristig unterstützen. Die Audiologie-Klinik am AIC Kijabe Hospital wird zweifellos die  audiologische Praxis in Kenia verändern und mit Unterstützung von Hear the World zur Goldstandard-Klinik des Landes werden.